Zunehmende Beachtung widme ich in meiner Aufstellungsarbeit der vorgeburtlichen Entwicklung. Innerhalb der psychologischen und psychotherapeutischen Forschung nimmt die pränatale Zeit, also der Zeitraum, in welchem sich der Embryo im Mutterleib entwickelt, an Bedeutung zu.

Interessant war für mich, in diesem Zusammenhang zu lesen (1), dass durch einen ständigen Austausch von Zellen zwischen Mutter und Kind, den so genannten Pseudochimären, das Kind in einem offenbar intensiven gefühlsmäßigen und sinnlichen Kontakt mit seiner Mutter steht. Es nimmt die Gefühle der Mutter wahr, reagiert auf ihre Zuwendung und erkennt ihre Stimme.

Darüber hinaus sind offenbar auch Informationen aus dem Leben der Eltern, wie z.B. ihre eigene Geburt, ebenso wie genetische Informationen in jeder Ei- und Samenzelle gespeichert und werden durch ihre Verschmelzung miteinander an den Embryo weiter gegeben. Welch große Bedeutung der Erfahrungswelt eines im Mutterleib heran wachsenden Kindes zugeschrieben wird, zeigt im Übrigen die Heilpraxis bei einigen indonesischen Völkern. Hier ist es für den Heiler unerlässlich, in Kontakt mit allen vorgeburtlichen Phasen des Kranken, gleich welchen Alters, zu treten und sie zu erkennen, um ihn heilen zu können. (1) Quelle: Helga Blazy: Nachricht aus dem intrauterinen Raum, in: Helga Blazy: Wie wenn man eine innere Stimme hört, Heidelberg 2009